Beschaulich wandern entlang der Altmühl 

Naturpark Altmühltal ist der größte Deutschlands mit 6000 Kilometern Wanderwegen

Es gab viele Gründe für uns, acht Tage lang auf Schusters Rappen an der Altmühl entlang zu laufen. Mittelalterliche Stadtbilder, romantische Flußlandschaft, einladende Badeseen und gigantische Felsformationen erwarten den Gast, der sich zum Ferienmachen im Altmühltal entschließt. Auf den Spuren der Römer, über Höhen oder beschaulicher am Fluß entlang, erschließt sich für den Wanderer eine intakte Kultur- und Naturlandschaft. Pensionen und Privatquartiere sind auf diese Urlauber eingerichtet. Ubrigens:  wer die verbrauchten Kalorien nachfüllen möchte, findet in allen Orten deftige bayerische Küche zu niedrigen Preisen. 

Das Altmühltal ist mit 3000 Quadratkilometern Fläche der größte Naturpark Deutschlands. Immerhin 34 Prozent sind davon mit Wald bedeckt. Ein Wanderwegenetz von 6000 Kilometern durchzieht das Gebiet. Zwischen Rothenburg ob der Tauber und Ansbach entspringt der 200 Kilometer lange Donauzufluß - 430 Meter über dem Meeresspiegel. In seinem Lauf hat die Altmühl jedoch keine großen Höhenunterschiede zu bewältigen: die Mündung bei Kelheim liegt nur hundert Meter tiefer. Deshalb gilt die gefällearme Altmühl auch als der langsamste Fluß Bayerns. Dennoch trieben seine Wasser früher zahlreiche Mühlen an. 

In ihrem Unterlauf ist die Altmühl zum Main-Donau-Kanal ausgebaut. Die 171 Kilometer lange Verbindung mit 16 Schleusen verbindet Bamberg mit Kelhelm und macht es auch Schiffen mit einer Länge bis zu 110 Metern und bis zu einer Breite von 11,40 Meter möglich, auf der längsten Wasserstraßenverbindung von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer über mehr als 3.500 Kilometer Waren zu transportieren. Dieser neue Wasserweg wurde 1992 eröffnet. Zahlreiche Proteste der Umweltschützer gingen dem Bau voraus. Doch die Wasservögel brüten längst wieder an den Ufern der Altwasser und schauen den Schiffsreisenden neugierig zu. Übrigens hatte schon Ludwig I. von Bayern 1844 den Ludwig-Donau-Main-Kanal bauen lassen. Mit einer Breite von nur zwölf Metern erwies er sich jedoch als unwirtschaftlich.Die Eisenbahn wurde zur starken Konkurrenz. 

Die meisten Wanderer und Radfahrer wollen den 130 Kilometer langen Altmühltalweg erkunden, der von Treuchtlingen bis Kelheim verläuft. Radfahrer sind hier in der Überzahl. Besonders sonntags klingelten uns oft Scharen von Radlern beiseite und fragten scherzhaft, ob wir uns kein Fahrrad leisten könnten und zu Fuß gehen müßten. Abends in der Pension sahen wir sie dann wieder – nun aber in Hochachtung vor der Wanderleistung. Der Radweg folgt dem gewundenen Flußverlauf. Wanderer werden mitunter zu Umwegen über die Höhen animiert. Doch hier sind keine großen Steigungen zu überwinden, so daß auch Ungeübte die Strecke - in Abschnitte zwischen sechzehn und 27 Kilometer eingeteilt- in einer Woche bewältigen können und noch Zeit für Besichtigungen der hübschen Städtchen am Wegesrand haben. Wer noch zwei Tage länger Zeit hat, sollte die Wanderung in Gunzenhausen beginnen. Hier im Zentrum des Neuen Fränkischen Seenlandes bietet sich der 435 Hektar große Altmühlsee für Wassersport und Badefreuden an. Auf einem zwölf Kilometer langen Weg kann man den See umrunden. 

In Gunzenhausen beginnt auch der 110 Kilometer lange Limesweg. Am Brombachsee entlang erreicht der Wanderer über Ellingen mit dem größten Schloß des Deutschen Ordens und dem historischen Weißenburg dann nach 34 Kilometern den Ausgangspunkt des Altmühltalwegs in der Eisenbahnstadt Treuchtlingen. Beim Fragen nach dem Weg wunderten wir uns über die Dialekte der Gefragten: kein Wunder, denn hier liegt die Sprachgrenze zwischen dem Fränkischen, dem Schwäbischen und dem Bayerischen. 

Der Weg führt nach Pappenheim mit seiner Burgruine. Nach weiteren acht Kilometern kommt Solnhofen in Sicht. Urzeitlich Interessierte sollten hier eine Pause einlegen und im Museum den Archaeopteryx  betrachten, der in Solnhofen gefunden wurde. Unter nächstes Nachtquartier bezogen wir in Dollnstein. Der hübsche Ort ist von einer mittelalterlichen Befestigungsmauer umgeben. Am folgenden Tag wanderten wir über die Höhe mit schönen Ausblicken und sparten uns dadurch die Altmühlschleife. Ab Dollnstein fließt die Altmühl übrigens in einem viel zu breiten Bett. Hier floß vor 135.000 Jahren die Donau, bis diese dann ihren Lauf änderte. Am frühen Nachmittag kommen wir nach Eichstätt, zur Perle des Altmühltals. Hoch über der Stadt erhebt sich der Bischofssitz Willibaldsburg aus dem 14. Jahrhundert. Im Stadtzentrum sollte man unbedingt den Dom mit seinen bedeutenden Kunstschätzen besichtigen. 

Da wir 26 Kilometer bis Kipfenberg vor uns haben, nehmen wir den Bus und lassen uns aus der Stadt heraus bis ins drei Kilometer entfernte Landershofen bringen. So haben wir in Pfünz noch Zeit für das Römerkastell. Entlang der schönen Gungoldinger Wacholderheide, sehen wir später auf einem Dolomitfelsen die Burg Arnsberg thronen. Burg Kipfenberg betrachten wir von unserer Pension aus abends nur von unten – der müden Füße wegen. Im 19. Jahrhundert abgebrochen, wurde die verfallene Burganlage zwischen 1914 und 1925 als mittelalterliches Bauwerk restauriert. Bei Kipfenberg liegt übrigens der geographische Mittelpunkt Bayerns. Wer im August hier weilt, lernt beim viertägigen Limesfest bayerische Fröhlichkeit kennen. Hinter der nächsten Etappe Kinding beginnt für Autofahrer die „Kleine Alpenstraße“, von malerischen Felspartien umrahmt. Der Altmühltalwanderer steigt jetzt zum Wald empor. Versteckt, auf jeden Fall einen Umweg wert, liegt oberhalb von Unteremmendorf ein mächtiges Felsentor. Nach steilem Abstieg kann der Wanderer dann am Kratzmühle-See erstmal rasten. 

Die Beilngrieser Stadtmauer aus dem 15. Jahrhundert ist noch fast vollständig erhalten. Ein Abstecher lohnt zum drei Kilometer nördlich gelegenen Schloß Hirschberg. Von Beilngries aus sind es noch 44 Kilometer bis zum Endpunkt Kelheim. Wer jetzt laufmüde ist, kann auch mit dem Schiff in fünfstündiger Fahrzeit zum Ziel gelangen (DM 24). Am Altmühltalweg grüßt das mittelalterliche Dietfurt mit sechs Türmen in der erhaltenen Wehrmauer. Nach 28 Kilometern kommt die „Perle des Altmühltals“ in Sicht. Im Riedenburger Kristallmuseum funkelt der größte Bergkristall der Welt, und der Falkenhof im Schloß Rosenburg bietet mehrmals täglich Freiflugvorführungen. 

70 Meter hoch, auf steilem Felsen, erhebt sich bald Burg Prunn über der Altmühl, eine der besterhaltenen Ritterburgen Bayerns. Kurz vor Essing überspannt eine 197 Meter lange Hängebrücke Fahrstraße und kanalisierte Altmühl. Diese kühne Konstruktion ist die längste Holzbrücke Europas. Doch auch die alte Holzbrücke in Essing über den alten Kanal mit dem Stadttor im Hintergrund und der Ruine Randeck auf dem Berggipfel gehört zu den meistfotografierten Motiven dieser Wanderung. Bevor der Wanderer zum Endpunkt Kelheim gelangt, sollte er noch die Tropfsteinhöhle Schulerloch besichtigen. In der kalten  Jahreszeit bleibt sie jedoch für Besucher geschlossen, weil dort dann Fledermäuse ihr Winterquartier beziehen.

Ilsemarie Straub-Klein

Eigene Website kostenlos erstellt mit Web-Gear

Verantwortlich für den Inhalt dieser Seite ist ausschließlich der Autor dieser Webseite. Verstoß anzeigen