Wo Urlauber zu Petuh-Tanten werden

Glücksburg auf Deutschlands nördlicher Ostseehalbinsel lädt zum Wandern ein

VON ILSEMARIE STRAUB-KLEIN
Von Glücksburg aus fahren Fördeschiffe nicht nur nach Flensburg. Sie legen auch im dänischen Kollund an oder nehmen Kurs auf Grasten. Zahlreiche Passiere reisen nicht nur, um anzukommen. Sie machen sich auch zum Einheitspreis ein paar schöne Stunden an Bord - um die kleine Transitration zu kaufen oder um genüßlich zu schlemmen. Der Renner ist dabei die „Sternschnuppe“, eine hochaufgetürmte dänische Köstlichkeit aus Krabbensalat, Garnelen und anderen Meeresfrüchten.
Diese Fahrten im deutsch-dänischen Grenzverkehr haben Tradition. Schon um die Jahrhundertwende kauften sich ältere Flensburger und Glücksburger Damen Dauerkarten für die Fördeschiffe. Das waren „Partout-Karten“, mit denen man „überall hin“ zu den Anrainer-Orten fahren konnte. Diese Dauergäste hießen im Volksmund „Petuh-Tanten“. Noch heute sieht man zahlreiche Seniorinnen, die regelmäßig zum Einkaufen  oder Essen von Glücksburg über das dänische Kollund nach Flensburg und zurück - oder auch nach Grasten, Sonderburg oder nach Apenrade fahren. Es gibt in Flensburg sogar eine Theatergruppe, die sich nach den „Petuh-Tanten“ benennt und amüsante Dialektstücke in ihrem Repertoire hat.
Urlauber kommen bei den günstigen Fahrpreisen oft in Versuchung, es den Petuhtanten gleichzutun. Solche Schiffahrten kann man aber auch mit Wanderungen verbinden. Gut zwanzig Minuten dauert die Fahrt von Glücksburg nach Kollund. Hier beginnt ein Waldstück an der  Küste entlang in Richtung deutsche Grenze. Der Wanderweg bis in Flensburgs Altstadt ist von hieraus rund zehn Kilometer lang, sehr abwechslungsreich und stellenweise mit dem Fernwanderweg Nummer 1 identisch.

Allerdings sollte man seinen Personalausweis dabei haben, denn in Kollund wird kontrolliert.

Auch am Ende des Kollunder Waldes gibt es ein Kontrollhäuschen. Es ist jedoch nur mittwochs nachmittags sowie an Wochenenden besetzt. Spaziergänger, die zu anderen Zeiten hier die Grenze passieren, steigen einfach über das kniehohe Seil einer kleinen Brücke über den Fördezufluß und sind in Deutschland. Auch eine Fördefahrt nach Grasten lohnt sich. Hier befindet sich die Sommerresidenz von Königinmutter Ingrid. Aus Grasten - zu deutsch Gravenstein- kommen auch die schmackhaften Äpfel. Und im Naturschutzgebiet nahe der Stadt läßt es sich gut wandern.
Von den Orten an der Flensburger Förde eignet sich besonders Glücksburg zu jeder Jahreszeit als hervorragendes Standquartier. Bekannt ist das 8.000 ständige Einwohner zählende Heilbad vor allem durch sein 400 Jahre altes weißes Wasserschloß, das oft Kalenderblätter ziert. Zwischen März und Dezember finden regelmäßig Führungen durch die nicht von der herzoglichen Familie bewohnten Räume, durch Schatzkammer, Waffenkammer und Schloßkapelle statt. Sehenswert sind die Ledertapeten, Gobelins und die Ahnengalerie. Im Schloßpark befindet sich auch eine Orangerie. Spaziergänger können den Schloßteich umrunden und immer wieder beeindruckende Blicke auf die vier wuchtigen Türme der Renaissanceburg werfen.

„Rund um das Glücksburger Schloß“ ist das Motto des Volkswanderns, das jährlich am zweiten Weihnachtstag veranstaltet wird. Die zwölf Kilometer lange Strecke führt in einem großen Bogen wieder zum Ausgangspunkt zurück.
Glücksburg ist ein Dorado für Wanderer, Radfahrer, Reiter, Golfspieler und Naturliebhaber. Die Halbinsel mit dem jetzt nur noch zu Fuß erreichbaren nördlichsten Punkt an der deutschen Ostsee an der Holnisser Fährstraße ist zu einem Drittel mit Wald bedeckt. Bezeichnete Wanderwege führen zu archäologischen Fundstätten,  zu seltenen Bäumen über Moränen, zu Trimmgeräten und zum Wildschweingatter. Zwanzig Kilometer Küste laden ebenfalls zu ausgiebigen Wanderfreuden ein. An der Steilküste am Holnis Kliff geben Schautafeln Erklärungen über die Entstehung. Gegenüber an der Küste am Sandstrand weht oft eine frische Brise. Die Ostsee ist nur an wenigen Tagen für die „Normalurlauber“ warm genug  zum Baden.

Dafür entschädigt im Glücksburger Kurzentrum ein Meerwasser-Hallenwellenbad für entgangene Badefreuden im Meer.
Glücksburg wirbt damit, daß der „durch den Wald streichende Wind den Sauerstoffgehalt der Luft ganz wesentlich erhöht“. Deshalb kommen nach den Familienurlaubern im Herbst und Winter vor allem die Kurgäste nach Glücksburg, die sich Linderung bei Erkrankungen am Bewegungsapparat, bei Herz- und Gefäßerkrankungen, Erkrankungen der Atemwege, Hautkrankheiten,
Entwicklungsstörungen sowie allgemeinen Schwäche- und Erschöpfungszuständen erhoffen.

Zwischen dem 15. September und dem 15. Mai wird keine Kurtaxe erhoben; das kulturelle Leben kocht allerdings auch auf Sparflamme. Die nahezu 20.000 Bände der städtischen Bücherei können von den Gästen jedoch stets kostenlos ausgeliehen werden.
Ganzjährig lädt das nahe Flensburg zum Bummeln ein. Sehenswert sind das Wahrzeichen Nordertor, die drei Altstadtkirchen, malerische Hinterhöfe mit urigen Kneipen , die Fußgängerzone Holm, das Schiffahrtsmuseum sowie die naturwissenschaftlichen und kunsthistorischen Museen. Eine gute Aussicht über die Förde bietet sich vom Wasserturm im Volkspark.

Auskünfte: Kurverwaltung Ostseeheilbad Glücksburg, Sandwigstraße 1a, 24960 Glücksburg, Telefon 04631-921, Fax 3301.

Literatur: HB-Bildatlas Nr. 69

Das besondere Mitbringsel: Das Wasserschloß Glücksburg gibt es als Modellbogen zum Nachbauen sowie auch als Puzzle.

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